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Liebe Grüße,
Euer Alex.
Eine szenische Lesung zu Gottfried Benn
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Gottfried Benn (1886-1956), Arzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten, war einer der bedeutendsten deutschen Lyriker des 20. Jahrhunderts. Kein anderer polarisierte und spaltete die deutsche Literaturgemeinschaft in einer Art und Weise wie Benn es tat – seine ganze literarische Wirkungszeit lang war er ein ausgezeichneter Provokant, der daran interessiert war, die Welt aus den Augen der Wirklichkeit zu betrachten.
„Intellektualismus ist die kalte Betrachtung der Erde, warm ist sie lange genug betrachtet worden, mit Idyllen und Naivitäten und ergebnislos.“ (Benn) Am Anfang seines literarischen Schaffens war Benn ein expressionistischer Lyriker. Er veröffentlichte 1912 die kleine Gedicht-Sammlung „Morgue“ und spaltete damit schon früh das literarische Lager in zwei Parteien: Seitens der Avantgarde erhielt er Beifall und Zustimmung, dagegen reagierte die bürgerliche Literaturkritik größtenteils mit Entrüstung und Ablehnung. Die provozierende Kraft Benns lag in der Themenwahl seiner Lyrik. Er stellte die gewöhnlich idyllischen Blumen- und Jugendmotive mit dem Hässlichen in Kontrast – nein, vielmehr wurde das Hässliche zum ästhetischen Programm erhoben, das mit der „Malitätsbonisierung“ einen Ausdruck fand. In seinem Gedicht „Kleine Aster“ ertrinkt die Aster in dem Leichnam eines ersoffenen Bierfahrers. Benn provoziert ganz bewusst, indem er den Menschen entpersonifiziert und die Blume personifiziert. Das Hässliche wird zum Thema. Kritiker warfen und werfen ihm immer noch vor, dass seine Lyrik makaber sei. Aber er wollte sich mit seiner Lyrik der Wirklichkeit stellen, sozusagen mithilfe der Symptome seiner Zeit eine medizinische Diagnose stellen.
Eine kurze Zeit lang sympathisierte Benn mit den Nationalsozialisten und verhöhnte die Exilanten, aber er war kein Anhänger der Nazi-Ideologie. Benn war beeindruckt von der kollektiven Kraft dieser Strömung. Sein Fehler und menschliches Versagen wurde ihm aber rechtzeitig bewusst und er distanzierte sich vom Nationalsozialismus. Später konstatierte er: „Unendliche Scham über meinen Abstieg, […] unendliche Trauer über den Verrat den ich an mir zu begehen plante, wirft mich um.“
Als Nietzsche-Adept verschrieb sich Benn ebenfalls der Artistik – in Nietzsches Auslegung eine Art Metaphysik.
„Artistik ist der Versuch der Kunst, innerhalb des allgemeinen Verfalls der Inhalte sich selbst als Inhalt zu erleben und aus diesem Erlebnis einen neuen Stil zu bilden, es ist der Versuch, gegen einen allgemeinen Nihilismus der Werte eine neue Transzendenz zu setzen: die Transzendenz der schöpferischen Lust.“ (Benn) Die Welt und ihre Wirklichkeit in Begriffe zu fassen, sie in Begriffen zu reinigen und in eine Form zu bringen als zeitlos Dauerndes – das war Benns literarisches Interesse und Geschick. Selbst-Verwirklichung bedeutete für ihn, mithilfe der schöpferischen Kraft, Worte zu gestalten und in eine Form zu bringen, den Nihilismus der Außenwelt zu überwinden.
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Liebe Besucher,
nun ist es bald soweit. In zwei Wochen läuft schon unsere letzte Aufführung. Insgesamt führen wir die szenische Lesung dreimal auf (25./26./27.10) und Ihr Besuch würde uns sehr freuen.
Ihre Reservierungen richten Sie bitte an die E-Mail-Adresse projekt_benn@yahoo.de.
Vielen Dank.
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Mittlerweile haben wir die theoretische Erarbeitung des Leben und Werk Benns abgeschlossen, so dass wir nun in die praktische Erarbeitungsphase übergehen können. Momentan machen wir aber drei Wochen Pause, weil jeder irgend- und nirgendwo ist. Generell kann man sagen, die Zutaten haben wir alle beisammen, jetzt gehts "nur noch" um die richtige Rezeptur!
Alle, die unsere szenische Lesung hautnah erleben wollen, müssen sich ranhalten, denn es gibt pro Aufführung nur 40 bis 50 Karten. Das macht insgesamt ein Zuschauer-Volumen von maximal 150 Zuschauern.
Wir freuen uns schon jetzt auf Euren Besuch, wo wir endlich unsere Ergebnisse präsentieren können. Alles Liebe, Eure Phänotypen.
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Und den Tiefen der Kommentare entsteigt dieses Gedicht aus dem Spätwerk von Gottfried Benn:
Reisen
Meinen Sie Zürich zum Beispiel
sei eine tiefere Stadt,
wo man Wunder und Weihen
immer als Inhalt hat?
Meinen Sie, aus Habana,
weiß und hibiskusrot,
bräche ein ewiges Manna
für Ihre Wüstennot?
Bahnhofstraßen und Rueen,
Boulevards, Lidos, Laan -
selbst auf den Fifth Avenueen
fällt Sie die Leere an -
Ach, vergeblich das Fahren!
Spät erst erfahren Sie sich:
bleiben und stille bewahren
das sich umgrenzende Ich.
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